Zusammenfassende Bewertung: Zur Qualität der QM-Modelle
Inzwischen existiert eine für den niedergelassenen Bereich fast schon unüberschaubare und damit verwirrende Vielzahl von QM-Modellen1), die folgendermaßen systematisiert werden können:
  • umfassende, branchenübergreifende QM-Modelle: EFQM (European Foundation for Quality Management) und DIN EN ISO 9001;
  • umfassend und branchenspezifisch: das Modell "QEP" (Qualität und Entwicklung in Praxen) der KBV – endgültige Verabschiedung voraussichtlich im Januar 2005;
  • branchenspezifisch, aber nur Teilaspekte eines vollständigen QM´s beinhaltend: die Modelle „KPQM" (KVWL) und „qu.no" (KVNO – Veröffentlichung ebenfalls im Januar), die primär auf die Prozessperspektive eines QM-Systems abstellen;
  • Bewertungsmodelle: „EPA" (European Practice Assessment – bislang nur für den hausärztlichen Bereich) und das „KTQ-Modell" für den gesamten niedergelassenen Sektor. Diese beiden Ansätze werden hier als „Bewertungsmodelle" gekennzeichnet, da sie im Unterschied zu den anderen Modellen keine mehr oder minder umfangreiche Implementierung eines QM-Systems voraussetzen, sondern mit einer Auditierung (Bewertung) des Ist-Zustands beginnen und auf dieser Basis eine Weiterentwicklung der jeweiligen Praxis anregen wollen.

Diese kurze Kennzeichnung der einzelnen Modelle dürfte schon hinreichend deutlich gemacht haben, dass die Modelle unmittelbar nur sehr bedingt zu vergleichen sind. Gleichwohl geschieht dies aktuell extensiv in den unterschiedlichsten Medien, auf QM-Einführungsveranstaltungen usw. Ohne große Übertreibung kann man von einem „Kampf der QM-Modelle" sprechen, wobei die vorgetragenen „Argumente" häufig allzu auffällig - und schon teilweise hochpeinlich - kommerziell interessengefärbt sind. Besonders problematisch und die Akzeptanz von QM in der Ärzteschaft weiter reduzierend ist dabei die unglückselige Verknüpfung zwischen „Beratungsindustrie" und Zertifizierern.

Letztlich zählt, „was hinten raus kommt", d.h. die Modelle müssen mittelbar über die mit ihnen erreichte Ergebnisqualität gemessen werden. Diese kann man in dieser frühen Implentierungsphase aber keinesfalls beurteilen. Was man allein feststellen kann ist, dass die Nutzenpotenziale umfassender QM-Modelle größer sind.

Oft werden wir gefragt, warum wir die „schlanken" Modelle „KPQM" und „qu.no" nicht negativer bewerten. Zunächst verstehen wir diese Ansätze als niedrigschwelligen, aber entwicklungsfähigen Einstieg in das Thema „QM". Ferner fühlen sich viele Ärztinnen und Ärzte schlichtweg mit den umfassenderen Modellen überfordert, so dass von daher eine Existenzberechtigung auch solcher Modelle besteht. Folgt man nämlich der originären QM-Perspektive, wonach Qualität in erster Linie die Berücksichtigung von Kundenanforderungen bedeutet, dann sind diese schlanken Modelle für die Kunden (den niedergelassenen Bereich) durchaus von hoher Qualität. Ob dies allerdings auch im Sinne der gesetzgeberischen Vorgabe, in der schlicht ein „einrichtungsinternes QM" gefordert wird, ist, sei dahingestellt.

Bleibt immer noch die Frage, für welches Modell man sich als QM-Einsteiger denn nun entscheiden sollte? Diese Frage kann man sich nur selbst beantworten und zwar auf der Grundlage einer soliden QM-Grundqualifikation und in Kenntnis seiner herausgearbeiteten Praxisziele. Deshalb halten wir die übliche Vorgehensweise, sich zu Beginn einer QM-Implementierung mehr oder minder willkürlich (z.B. weil man zufällig Mitglied eines bestimmten KV-Bezirks ist) für ein bestimmtes Modell zu entscheiden und dann die Anforderungen mehr oder minder sinnvoll abzuarbeiten, für problematisch.

Als PraxisinhaberIn kann man vielmehr die aufgeregte Diskussion um das „beste Modell" mit Gelassenheit betrachten und zwischenzeitlich sein praxisspezifisches Modell entwickeln. Dies setzt sich immer aus einer Kombination der vier zentralen QM-Bausteine „Praxisziele und –leitbild", „Praxisorganisation", „Personalführung und –entwicklung" sowie „kontinuierliche Verbesserung" zusammen. Sofern eine Zertifizierung gewünscht bzw. gefordert sein sollte, kann man sich immer noch für ein Modell entscheiden und „sein Modell" in diese Richtung „trimmen". Aber auch dann sollten Sie keine Regelungen einführen, nur weil sie von dem jeweiligen Modell gefordert sind, Ihre Praxis aber nicht weiterbringen.

1) Darüber hinaus existieren noch spezifische Modelle für besondere Fachrichtungen (z.B. das „Diabetes-Qualitäts-Modell") oder „Modelle" privatwirtschaftlicher Anbieter (z.B. Pharmaunternehmen), auf die hier nicht gesondert eingegangen werden kann.

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