KTQ® ambulant: Das Modell der Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen

Die Kooperation für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (KTQ) – bislang ausschließlich im stationären Bereich tätig - hat im September ein QM-Bewertungsmodell für den niedergelassenen Sektor vorgelegt. Die Modellstruktur kann wie folgt gekennzeichnet werden.

Es gibt insgesamt 6 Bewertungskategorien, die in 44 Einzelkriterien und diese wiederum in 252 einzelne Bewertungsfragen unterteilt werden. Als Bewertungskategorien werden unterschieden:

  • Patientenorientierung in der Praxis: Dieses Hauptkriterium beinhaltet im Schwerpunkt die Kernprozesse der ärztlichen Praxis angefangen von der Einbestellung, über die Befundung und Behandlung bis hin zu Schulungs- und Überweisungsabläufen.
  • Führung der Praxis: Diese Kategorie setzt sich aus recht heterogenen Elementen zusammen, die sich zum einen auf grundlegende Führungsinstrumente wie Leitbild und Praxisziele sowie Aufbauorganisation und Finanz- und Investitionsplanung beziehen, andererseits solche eher „führungsfremden" Aspekte wie Umweltschutz und Bereitstellung von Sprechstundenmaterialien umfasst.
  • Sicherstellung der Mitarbeiterorientierung: In diesem Kapitel werden zentrale personalwirtschaftliche Instrumente abgefragt; im einzelnen sind dies Personalplanung (quantitativ und qualitativ), Aus-, Fort- und Weiterbildung, Einarbeitung sowie der Umgang mit Mitarbeiterideen und –beschwerden.
  • Sicherheit in der Praxis: Im Mittelpunkt stehen hier Arbeitsschutz/Hygiene, ein sachgerechter Umgang mit Medikamenten und Medizinprodukten sowie ein belastbares Notfallmanagement.
  • Informationswesen: Hier geht es primär um einen vertraulichen Umgang mit Patientendaten (Datenschutz und –sicherheit).
  • Aufbau des Qualitätsmanagements: Auf dem Prüfstand stehen innerhalb dieser letzten Bewertungskategorie Maßnahmen der internen (interne Audits, Statistiken usw.) und externen (Benchmarking, Beteiligung an Qualitätszirkeln) Qualitätssicherung; ein hoher Stellenwert wird auch Patientenbefragungen sowie einem Beschwerdemanagement eingeräumt.

Abb: Grundstruktur des KTQ-Modells

Im Folgenden vergleichen wir das Modell mit dem unmittelbar konkurrierenden Bewertungsmodell „EPA" sowie den Modellen der EFQM, der DIN EN ISO 9001, der KVWL („KPQM-Modell") und der KBV ("QEP"). Gemeinsam ist all diesen Modellen, dass sie auf ein umfassendes QM-System abstellen, wobei das KPQ-Modell für eine Zertifizierung allerdings fast ausschließlich die Darstellung der Prozessperspektive erfordert. Die zugrunde gelegten Vergleichskriterien sind:

  • Akzeptanz und Einführungspraktikabilität,
  • potenzielle Nutzeneffekte,
  • Kosten sowie
  • Außenwirkung.

Im Hinblick auf die zu erwartende Akzeptanz von Seiten des niedergelassenen Bereichs ist der Einführungsaufwand wohl von entscheidender Bedeutung. Hier sieht das KTQ-Modell folgende Vorgehensweise vor:

  1. Durchführung einer Selbstbewertung durch das Praxisteam auf der Grundlage des KTQ-Kataloges, Erstellung eines Berichts und dessen Weiterleitung an die KTQ-Zertifizierungsstelle.
  2. Auditierung der Praxis durch einen KTQ-Visitor anhand des KTQ-Kataloges; für eine Zertifikatserteilung müssen im Rahmen dieser Fremdbewertung mindestens 55 Prozent der möglichen Gesamtpunktzahl erreicht worden sein.
  3. Erstellung (durch die Praxis) und Veröffentlichung eines Qualitätsberichts auf der KTQ-Homepage.

Insgesamt ist dies ein vergleichsweise sehr geringer Einführungsaufwand, der selbst noch hinter „EPA" zurückbleibt. Akzeptanzmindernd ist hingegen für manche Praxen sicherlich die Regelung, dass die Ergebnisse veröffentlicht werden. Relativierend ist hierzu allerdings festzustellen, dass negative Ergebnisse ja nicht publiziert werden.

Hinsichtlich der potenziellen Nutzeneffekte ist zunächst relevant, dass im Grundsatz alle wesentlichen Dimensionen eines QM-Systems in Betracht gezogen werden. Insofern sind zumindest perspektivisch vergleichbar hohe Nutzenpotenziale wie bei umfassenden QM-Modellen (ISO, EFQM, QEP) realisierbar. Entscheidend hierfür ist letztendlich die Frage, wie qualifiziert und seriös Selbst- und Fremdbewertung durchgeführt werden, d.h. ob der Praxis zum einen konkrete Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden können und vor allem, ob diese dann auch konsequent umgesetzt werden. Schließlich ist wie bei dem Bewertungsmodell „EPA" auch hier zumindest nicht auszuschließen, dass das Modell als „Feigenblatt" benutzt/missbraucht wird, um sich dem unbequemen Thema „Einführung von QM" mit minimalem Aufwand zu entledigen.

Die Kosten für die Durchführung des kompletten KTQ-Verfahrens belaufen sich im Fall einer Praxisgröße zwischen 1 und 4 Behandlern auf EUR 2.190,-- (einschl. MwSt. zzgl. Reisekosten des Visitors). Das Zertifikat hat eine Laufzeit von drei Jahren. In Relation zu den anderen medizinischen QM-Modellen („QEP", „EPA", „KPQM") liegt man hiermit am oberen Rand des Spektrums; verglichen mit den branchenunabhängigen Modellen (EFQM und ISO) ist dies hingegen eher günstig.

Schließlich sind im Hinblick auf die Außenwirkung (gegenüber Patienten, Kostenträgern usw.) zumindest derzeit keine nennensnwerten Vor- bzw. Nachteile gegenüber den anderen QM-Modellen zu konstatieren. Ob sich perspektivisch überhaupt ein Modell als Standard durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

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