Zahnärztliches PraxisManagementSystem (Z-PMS)
Die Bundeszahnärztekammer hat am 18.09.2002 ihr "Zahnärztliches PraxisManagementSystem" (Z-PMS) verabschiedet. Das Modell versteht sich eigenen Angaben zufolge als "niedrigschwelliger Einstieg in die Thematik" des QM´s und will den Mitgliedern Anregungen in Sachen Praxismanagement und Praxisorganisation geben. Besondere Betonung wird dabei auf die Freiwilligkeit und Selbstqualifikation gelegt; dementsprechend finden sich in der Einführung  kritische Äusserungen gegenüber dem zunehmenden externen Druck ("Fremdbestimmung im Praxisalltag") sowie gegenüber kommerziellen Entwicklungen (Zertifzierung und QM-Beratung).

Was der Leser möglicherweise in den einführenden Teilen vermisst, ist eine Begründung des dreistufigen Aufbaus des Managementsystems; es bleibt somit unklar, warum man sich bei der Konzeption des Modells gerade an diesen Elementen orientiert hat.

Die dreistufige Struktur von Z-PMS ist in der nachstehenden Abbildung illustriert und wird im weiteren kurz vorgestellt:

Stufe I: Rechtliche Rahmenbedingungen zahnärztlichen Handelns
Dieses Kapitel enthält im Kern eine Auflistung aller für den Betrieb einer Zahnarztpraxis relevanten Vorschriften und Regelwerke sowie in einem zweiten Teil musterhafte Checklisten. Hilfreich sind in jedem Fall die Hinweise auf die Fundstellen der zahlreichen Rechtsvorschriften (von "Abfallgesetz" bis "Zahnheilkundegesetz"). Die ausführlichen (rd. 30 Seiten) Checklisten beziehen sich auf die Bereiche Arbeitsschutz, Ausbildung, Berufsrecht, Patientenschutz, Praxislabor und Umweltrecht. Im Rahmen eines vollumfänglichen QM-Systems - etwa nach der EN ISO 9001 - sind die enthaltenen Dokumente als sog. "mitgeltende Unterlagen" oder als "Arbeitsanweisungen" wichtige Vorgabe- (für die Praxismitarbeiter/innen) und Nachweisunterlagen (für Externe).
Stufe II: Prozessdokumentation
In der Einführung zu diesem Abschnitt wird auf die Bedeutung einer Dokumentation von Arbeitsabläufen (Prozessen) hingewiesen; wichtig und richtig ist dabei die Kritik an der vielfach geübten Praxis, Musterdokumentationen abzuschreiben. Insofern können die im Hauptteil dieses Kapitels enthaltenen Prozessdokumentationen nur als Anregung dienen. Diese beispielhaften Prozessdarstellungen (Checklisten/Formulare) beziehen sich auf die Bereiche Verwaltung und Kommunikation, Therapieassistenz, Prophylaxe, Hygiene und Wartung sowie Materialwesen. Ausgeklammert bleiben damit die Hauptwertschöpfungsprozesse der Behandler/innen, was wohl Ausdruck der in der Einführung des Modells enthaltenen Formulierung ist, dass das Modell "endet an den Schnittstellen zur Ausübung der Zahnheilkunde". Ein Verweis auf das Thema "Leitlinienentwicklung" durch die zahnmedizinischen Fachgesellschaften - als Orientierung für die eigenen diagnostischen und therapeutischen Kernprozesse jeder einzelnen Praxis - wäre hier u.E. allerdings angebracht.
Stufe III: Bausteine eines systematischen Praxismanagements
Diese Ausbaustufe wendet sich an Praxen "mit besonders hohen Ansprüchen" und beinhaltet die folgenden Bausteine:
  • Ständige Verbesserung der Prozesse auf der Grundlage des sog. "Qualitätskreislaufes" (auch bekannt als "PDCA-Cycle" nach Walter, A. Deming)
  • Praxisleitbild und -strategie
  • Patientenerwartungen/-zufriedenheit
  • Mitarbeiterorientierung
  • Kommunikation/Sprechende Zahnheilkunde
  • Führungsgrundsätze/-verantwortung
  • Betriebswirtschaftlich orientierte Praxisführung (stark reduziert auf finanzielle Ergebnisse)
  • Ressourcen-Management.

Zu jedem dieser einzelnen Bausteine eines modernen Praxismanagements werden in vergleichsweise knapper Form einzelne Anregungen/Empfehlungen gegeben. Die Auflistung macht deutlich, dass man sich hier doch recht eng an anderen QM-Modellen orientiert hat (so sind bspw. die Begriffe "Mitarbeiterorientierung" und "Ressourcenmanagement" zentrale Termini technici innerhalb der EN ISO 9001 bzw. des EFQM-Modells).

FAZIT: Mit dem hier kurz besprochenen Ansatz wird den niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzten ein Leitfaden zum Einstieg in das Thema "QM" an die Hand gegeben, der gegenüber den allgemeinen QM-Modellen (EN ISO 9001 und EFQM) allein deshalb auf höhere Akzeptanz treffen dürfte, weil er terminologisch auf den Bereich der ambulanten Zahnheilkunde zugeschnitten ist. Hierbei stellt die Umsetzung der Anforderungen der Stufe I im Prinzip eine Selbstverständlichkeit dar, was den praktischen Wert dieses Modellbausteins allerdings keineswegs schmälern soll. Mit der Realisation von Stufe II (Prozessdokumentation) geht man einen weiteren kleinen Schritt in Richtung verbesserter Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Von einem effektiven QM-System kann jedoch nur bei umfänglicher und "intelligenter" Umsetzung von Stufe III die Rede sein, wofür u.E. erheblicher Schulungsbedarf (des gesamten Praxisteams) erforderlich ist. Explizit vermisst haben wir nur die Themen "Qualitätstechniken" (z.B. "FMEA", "Benchmarking", "interne Auditierung"usw.) sowie "Qualitätszirkel"; beide Bereiche sind entsprechend unseren Erfahrungen wesentliche Voraussetzungen für ein sich ständig verbesserndes QM-System.

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